Ganz nach dem Carl Valentin‘schen Prinzip „Prognosen sind immer dann schwierig, wenn es sich dabei um die Zukunft handelt“ wirft unser Redaktionsbeirat Paul Stadlöder einen gewagten Blick auf das vor uns Liegende.
Facility Management hat als Hauptaufgabe, die ständigen Veränderungen des Kerngeschäfts bestmöglich und effizient mit den verantworteten Ressourcen im Bestand abzubilden. Wenn man also die Veränderungen der letzten 30 Jahre vor Augen hat und sich vorstellt, welche Veränderungen in den kommenden 30 Jahren wohl geschehen werden, ist zumindest eines sicher: Nichts wird so bleiben, wie wir es heute kennen. Der gegenwärtige Stand der Mega- Trend-Forschung und die Erkenntnisse unterschiedlichster Wissenschaften lassen es bereits heute zu, Kernpunkte abzuleiten, die für ein Bild des Facility Managements im Jahr 2050 verwendet werden können. Die nachfolgende Beschreibung extrapoliert die erkennbaren Entwicklungen und bringt sie in den Zusammenhang mit dem Facility Management. Die daraus entstehende neue Welt wurde rein fiktiv erzeugt, mit dem Anspruch, konsequent Ableitungen und Folgen möglichst realistisch widerzuspiegeln. Falls Sie als Leser zu den entwickelten Darstellungen Ergänzungen, Anmerkungen oder weitere Vertiefungen einbringen wollen, sind Sie herzlich dazu eingeladen!
Wesentliche Megatrends für die Darstellung der Zukunft sind:
• Die Ressourcenknappheit
• Das Verschmelzen von Arbeit und Leben
• Die Digitalisierung der privaten und der wirtschaftlichen Prozesse
• Die Wanderbewegungen der Völker
• Die Verschiebung der Weltpolitik nach Asien
• Die Zunahme der Weltbevölkerung
Erläuterung
Vor dem geistigen Auge entsteht eine Welt, in der viele heute alltägliche Situationen nicht mehr benötigt werden. Es entsteht auch eine Welt, in der der Ressourcenverbrauch deutlich reduziert werden musste, da diese einfach nicht mehr vorhanden bzw. unglaublich teuer sind. In der positiven Interpretation der Ereignisse ist es einigen Ländern gelungen, in diese ressourcenschonende Welt zu investieren und tatsächlich mit deutlich geringerem Verbrauch auszukommen. Der andere Teil der Welt ist auf dem Weg dorthin oder hat sich verabschiedet. Weite Teile der USA sind in Anarchie und Bürgerkriegen auf das Niveau von Entwicklungsländern zurückgefallen. Nordamerika ist ein Kontinent, der für Menschen nicht mehr betretbar ist.
Asien, Australien und Teile Europas haben sich in eine virtuelle Welt entwickelt, in der der Verbrauch an Energie, Wasser, Nahrung und Material 10 Prozent niedriger ist, als im Jahr 2030. Afrika und Südamerika sind weiterhin auf dem Niveau von Schwellenländern, die in manchen Gegenden mit dem Ressourcenmangel gut zurechtkommen, andere Bereiche sind jedoch vollständig verwüstet. Das Jahr 2030 war der Wendepunkt im Bewusstsein der entwickelten Kulturen. In diesem Jahr waren die Geschäftsaktivitäten und Umsätze in der virtuellen Welt erstmals größer als in der realen Welt. China und Indien waren die ersten Länder, die eine virtuelle Wirtschaft aufgebaut haben, die Asiaten hatten viel Geld und viele Kapazitäten in die Entwicklung investiert. Sie hatten auch die größten Probleme mit Umweltverschmutzung und Ressourcenverbrauch.
Mit Innovationen, die es Menschen erlauben, sich immer und überall zu vernetzen, konnte der Großteil der Büro- und Verwaltungsgebäude in Wohnraum umgenutzt werden. Digitale Diagnoseeinrichtungen erlauben es, Krankheiten lange vor ihrem Ausbruch zu behandeln. Die Menschen werden nicht mehr krank, sie bleiben fit für die Geschäftsprozesse und sie haben Einnahmequellen geschaffen, die ihnen ihr Auskommen auch im Alter absichern. Lediglich die Versorgung der Menschen mit Nahrung, Wasser und Energie sowie mit Datennetzen und Hardware entfaltet einen regen logistischen Bewegungsapparat. Aber auch diese Maschinerie ist dank der entwickelten Prognosefähigkeit sehr effizient und benötigt praktisch keine Ressourcen mehr. Einige Industriezweige sind stark geschrumpft oder ganz verschwunden. Dazu gehören die Bauindustrie, die Automobilindustrie, der Tourismus, Avation, Petrochemie, Öl- und Gaskonzerne. Neue Industriezweige haben sich etabliert, z. B: Serviceroboter, Virtuelle-Welten- Programmierung, Hardware für Virtual-Reality- Anwendungen, Ressourcenvermittlung (Flächen und Ausstattungen für physische Arbeitswelten).